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Wo ein Wille, da ein (langer) Weg: Zum Tod des Memminger Rom-Radlers Markus Schmidt

veröffentlicht am 22.02.2016
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Italienisches Flair genoss Markus Schmidt auf seiner Pilgerradfahrt nach Rom - auch wenn der Ordnungshüter auf dem Bild etwas ernst dreinschaut. Foto: privat

Memmingen (as). Er hat noch viel vorgehabt: Markus Schmidt war den Memmingern vor allem durch seine Romreise ein Begriff. Trotz seines Handicaps begab er sich im September 2013 mit seinem Liegefahrrad auf Pilgerfahrt nach Rom. Am 25. Januar diesen Jahres starb der 48-Jährige völlig unerwartet an einer Lungenembolie. Lokale-Redakteurin Antje Sonnleitner traf die Familie von Markus Schmidt.

Ein Familienmensch sei er gewesen, lustig, optimistisch und hilfsbereit.  „Und eine große Klappe hatte er“, ergänzt seine Mutter Rosemarie Engler liebevoll und immer noch überwältigt von der Trauer über den Verlust ihres Sohnes. Natürlich habe er gehadert mit seiner Behinderung - verursacht durch eine Hirnblutung vor zwölf Jahren, die ihn auf einer Körperseite teilweise lähmte. Auch an Selbstmord habe er gedacht. „Doch schließlich hat er sich aus dem Rollstuhl gekämpft - aus Liebe zu seinen Kindern“, erklärt sein Bruder Andreas Schmidt.

Neben ihm sitzt die Verlobte des Verstorbenen, Michaela Zimmermann. Die gelernte Arzthelferin und Alltagshelferin half Markus Schmidt im Haushalt. Im Laufe der Zeit kamen die beiden sich näher, noch in diesem Jahr wollten sie heiraten.Markus wollte sich und anderen Behinderten beweisen,  dass man etwas erreichen kann, dass man sich nicht hängen lassen darf“, erklärt Zimmermann. Am wichtigsten ist, dass der Wille da ist - aus dieser Überzeugung heraus habe der gläubige Katholik, der im Jahr zuvor den Bodensee umfahren hatte, beschlossen, sich auf den Weg zum Papst zu machen.


Schmidt

Markus Schmidt fuhr 1.300 Kilometer auf seinem speziell ausgestatteten Rad.

 „Die Tour war ein Lehrweg"

„Die Tour war ein Lehrweg, sie brachte uns beide körperlich und psychisch manchmal an unsere Grenzen“ erzählt Roman Munz, Mitarbeiter des Reise-Sponsors Sanitätshaus Zelt, der Schmidt auf dem Mountainbike begleitet hat. Von Hermann Zelt hatte Markus Schmidt vor Jahren ein spezielles Liegefahrrad bekommen,  einseitig bedienbar. Jetzt wurde ein Hilfsmotor nachgerüstet für extrem fordernde Strecken wie die über den Brenner.

„Mit der Behinderung umzugehen, die eingeschränkte Leistungsfähigkeit zu akzeptieren, war ein großes Thema auf der Reise“, so Munz. "Am Brenner bot ein Behindertenkombi Markus an, ihn mitzunehmen, aber er hat abgelehnt - da war ich sehr stolz auf ihn.“

70 bis 80 Kilometer fuhren die beiden am Tag. „Vom Gardasee aus haben wir uns mit italienischen Radkarten durchgewurschtelt", so Munz. „Geht schon irgendwie“ – beschreibt er lächelnd die eher lässige Einstellung seines Mitstreiters. Gern blickt Munz auf die gemeinsame Zeit zurück: "Ich habe ihn begleitet, aber er war es, der mir die Reise ermöglicht hat.“ Zurück ging es schnell: Der Allgäu-Airport spendierte den beiden Sportlern einen Flug zurück nach Memmingen.

Eine Privataudienz beim Papst wurde Markus Schmidt dann doch nicht gewährt. Aber Schmidt war zufrieden, stand er doch nur 10 Meter vom Papst entfernt.

Im kommenden Jahr wollte Schmidt von Flensburg aus gen Schweden starten.