Zu viele Katzen im Tierheim

"Schüchterne oder kranke Tiere haben keine Chance"

veröffentlicht am 25.11.2021

Kimba, ein kastrierter Kater, geboren im Januar 2018, wurde abgegeben, weil ihm die kleine Wohnung nicht ausreicht. Kimba hat nur drei Beine und darf nur Nassfutter fressen. Kimba sucht eine große Wohnung, am besten mit gesichertem Balkon, in der er sich austoben kann. Fotos: Tierheim Memmingen

Memmingen (dl). Obwohl es viele nette und junge Katzen im Memminger Tierheim gibt, läuft die Vermittlung derzeit sehr schlecht. „Die Leute sind sehr wählerisch geworden und wollen den etwas schüchternen oder kranken Katzen keine Chance geben“, beklagt Tierpflegerin Nadja Röder.

„Unser Hauptproblem gerade ist die schleppende Katzenvermittlung und die vielen Fundkatzen die entweder ausgesetzt werden oder sich vermehren, weil sie nicht kastriert sind“, so die Tierpflegerin weiter. Derzeit sind 90 Katzen im Tierheim untergebracht, davon sind 30 Katzen in Quarantäne. „Wir können kaum noch Fundkatzen aufnehmen, weil die Quarantäneboxen fast durchgehend mit chronisch kranken Katzen belegt sind“, erklärt Röder. „Es sind auch immer öfter Hauskatzen gefragt, die keinen Freigang bekommen können. Dafür vermitteln wir unsere jungen Katzen aber nur zu zweit und das ist natürlich vielen eine Katze zu viel – oder die Wohnung ist zu klein.“

Wer sucht noch einen Gockel?

In letzter Zeit würden öfter Tiere direkt im Tierheim ausgesetzt. Wie beispielsweise drei Hähne, die einfach über den Zaun geworfen wurden. „Diese drei Hähne sind jetzt im Moment im Kleintierhaus untergebracht und blockieren wiederum Käfige von Kaninchen, weil die drei getrennt gehalten werden müssen“, so Nadja Röder. Die Hähne stehen zur Vermittlung. Wer sucht noch einen Hahn für seine Hühner?

Auch bei der Hundevermittlung läuft es sehr schlecht: „Wir haben derzeit nur große Hunde, die in erfahrene Hände vermittelt werden sollten“, erläutert die Tierpflegerin.

„Im Vorfeld Gedanken machen“

Ein weiteres Problem: Wasser-und Landschildkröten wurden in den letzten Jahren vermehrt von Passanten gefunden und als Fundtiere im Tierheim abgegeben. „Man sollte sich im Vorfeld Gedanken machen und sich darüber informieren, wie man diese Tiere artgerecht hält und pflegt“, mahnt Nadja Röder.

Auch Wildtiere wie Eichhörnchen, Feldhasen, Falken, Krähen, Dohlen, Steinmarder und Igel landen In letzter Zeit häufiger als Jungtiere im Tierheim. „In der Regel haben wir keine Unterbringungsmöglichkeit für sie. Sie alle müssen aufgezogen und wieder artgerecht ausgewildert werden. Dies erfordert viel Feingefühl, Zeit und Geduld“, so Röder.

Das Tierheim ist dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr und samstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Termine müssen telefonisch vereinbart werden unter 08331 81076.

Paula, geboren etwa im Januar 2015, ist eine kastrierte Kätzin. Im Tierheim ist die seit 30. Januar 2021 untergebracht. Paula frisst nur Barf-Fleisch (Pferd) und ist Freigängerin.