Zwei Einbrüche und ein Virus

Memminger Tierheim leidet an finanziellen Einbußen

veröffentlicht am 28.10.2020

Anna Lehmuth (Auszubildende) und Team-Assistentin Jennifer Gebhardt, umringt von schmusebedürftigen Katzenbabys. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Auch am Memminger Tierheim ist Corona nicht spurlos vorbeigegangen: Die Tiervermittlung ist aufwendiger geworden und das Budget hat sich verringert. Der Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins Memmingen und Umgebung e.V. Wolfgang Courage schätzt die Jahreseinbußen für 2020 auf 25.600 Euro.

„Homeoffice und Kurzarbeit, diese Instrumente funktionieren im Tierheim nicht. Wir müssen da sein“, so Wolfgang Courage, "und wir sind arbeitsmäßig komplett ausgelastet, denn in den letzten Monaten gab es viele Fundtiere, vor allem Katzen." Diese kommen zunächst einmal in Quarantäne, wo sie gechipt, geimpft und kastriert werden, bevor sie dann nach einer Haltefrist von drei Wochen weitervermittelt werden können.

Unter den knapp 50 Katzen, die das Tierheim derzeit beherbergt, befinden sich auch 20 Katzenbabys, die von den Pflegern liebevoll zu Hause mit der Milchflasche aufgepäppelt werden. Außerdem sind derzeit sieben Hunde im Tierheim untergebracht und Kleintiere wie Hasen, Meerschweinchen, Wasser- und Landschildkröten. Zu den exotischeren Bewohnern zählen zwei australische Bartagamen. Auch farbenprächtige Vögel wie der Königssittich und ein Mohrenkopfpapagei warten auf ein neues Zuhause. Eine schwarze Witwe, in einem Urlaubskoffer importiert, hat sich in der Ecke eines Terrariums verkrochen.

Personell gut aufgestellt

„Mit zwei männlichen und zwei weiblichen Tierpflegern und zwei Azubis sind wir personell gut aufgestellt“, betonen Courage und seine Teamassistentin Jennifer Gebhardt im Gespräch mit der Lokalen. „Das wirkt sich natürlich positiv auf die Tierpflege aus.“ Doch Corona hat für einen deutlich erhöhten Personalaufwand gesorgt, denn das sonst offene Haus ist nun verschlossen, Tiervermittlungen finden nur noch in persönlichen Gesprächen nach Terminabsprache statt.

Arbeitserschwerend kommt hinzu, dass im September gleich zweimal innerhalb von wenigen Tagen ins Tierheim eingebrochen wurde. „Die Kasse nehmen wir am Abend mit“, erklärt Courage, doch Porto- und Spendenkasse wurden geplündert. Das Gelände soll nun mit Videoüberwachung ausgestattet werden. Die Sicherheitstechnik dazu stiftet ein Unternehmen, sämtliche Kabel und Anschlüsse müssen von den Mitarbeitern des Tierheims selbst verlegt werden.

Weniger tierische Pensionsgäste

Ein großes Loch in die Kasse gerissen hat auch der coronabedingte Rückgang an tierischen Pensionsgästen: „2019 waren wir noch voll ausgebucht, doch in diesem Jahr sind viele Urlauber zu Hause geblieben so dass wir bis Ende September nur 141 Pensionstiere zu Gast hatten. Im letzten Jahr waren es 246.“

Ein solider Einnahmefaktor sind die Flohmärkte und der Tag der offenen Tür, die das Tierheim jedes Jahr veranstaltet. Doch auch diese Publikumsmagneten mussten heuer dem Virus weichen. „Wir müssen wohl davon ausgehen, dass uns Covid-19 auch 2021 noch in Atem hält so muss der geplante Umbau, bei dem mehr Auslauf für die Hunde geschaffen werden sollte, wohl verschoben werden“, bedauert Wolfgang Courage.

Spenden für das Tierheim sind willkommen auf das Konto bei der Sparkasse Memmingen, IBAN DE60 7315 0000 0810 2026 55.