Vertraten ihre Parteien bei der Podiumsdiskussion um die Elektrifizierung (v.links): Manfred Bretzel (FW), Corinna Steiger (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Klaus Holetschek (CSU), Wolfram Hennemann (ÖDP), Hans-Martin Steiger (SPD) und Christoph Steinlehner (CRB). Foto: asMemmingen (as). Das Ergebnis der Podiumsdiskussion, zu der die Bürgerinitiative „BürgerforumBAHN e.V.” (ehemals „Bürger unter Strom“) Vertreter aller Parteien ins Trachtenheim Memmingen eingeladen hatte, war der Beschluss, einen Bahn-Ausschuss im Stadtrat zu installieren. Corinna Steiger (Grüne) versprach, sich dafür einsetzen.
Wird es durch die Elektrifizierung lauter oder leiser? Fahren dann mehr oder weniger Dieselloks? Und wie steht es um die Sicherheit der Bahnübergänge? Werden Unterführungen gebaut? Wie gefährlich ist Elektrosmog? – Über solche und andere Fragen spekulierten die Vertreter der im März zur Wahl stehenden Parteien auf dem Podium vor über 100 Zuhörern. Moderiert wurde die Diskussion von Joseph Neudegger, 1. Vorsitzender der Bürgerinitiative BürgerforumBAHN, die sich für die Gesundheit der Bürger engagieren will. „8000 Bürger wohnen an den Gleisen, das ist keine Minderheit“, betonte Neudegger.
Rätselraten und der Mutmaßungen
Nach etwa 90 Minuten des Rätselratens und der Mutmaßungen über das, was die Bahn wohl vorhabe und wie man ggf. dagegen vorgehen könne (immerhin konnte der Landtagsabgeordnete Holetschek einiges zur Faktenklärung beitragen), gab es eine überraschende Wendung: Dr. Klaus Rüssmann, Gemeiderat Buxheim und Sprecher der "Arbeitsgruppe Bahn", meldete sich aus dem Publikum zu Wort und äußerte sich äußerst erstaunt und offenbar verärgert "über so viel Uninformiertheit" auf dem Podium.
Das Dialogforum der Gemeinde Buxheim befasse sich seit sechs Jahren mit dem Thema, auch damals seien bereits Informationsveranstaltungen organisiert worden und man stehe seither in regem Austausch mit der Bahn. Das Vorurteil, die Bahn sei nicht zum Dialog bereit, könne er nicht bestätigen. „Wir werden von der Bahn ständig kontaktiert“. Diese habe zudem bekräftigt, man wolle kein Stuttgart 21 mehr.
„Die Zahlen sind alle da“
„Die Stadt hat sechs Jahre lang konsequent geschlafen“, konstatierte Rüssmann. So spekuliere man jetzt über Dinge, die längst geklärt seien. Man sei seit Jahren im Detail informiert, „die Zahlen sind alle da“. Auch die Zugfrequenz, über die gemutmaßt wurde, stünde bereits fest: Bisher befuhren 27 Züge und ein Nachtzug die Strecke, nach der Elektrifizierung seien es 63 Züge und neun Nachtzüge, erklärte Rüssmann.
Ebenso wie Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, die Bürgermeister der anderen betroffenen Gemeinden, Stefan Schell vom Staatsministerium Bau und Verkehr, MdB Stephan Stracke und Landrat Weirather hatten auch Rüssmann und ein Vertreter der damals frisch gegründeten Bürgerinitiative „Unter Strom“ am "1. Regionalen Dialogforum Memmingen" am 5. November 2013 der Bahn teilgenommen. Vom Memminger Stadtrat war kein Vertreter dabei, dieser hätte vom Stadtoberhaupt informiert werden müssen. Offenbar gab es aber keinen weiteren Austausch, weder im Vorfeld noch im Nachhinein, zwischen den Gruppierungen.
Stadtrat nicht informiert
Es sei eine Unverfrorenheit des Oberbürgermeisters, den Stadtrat nicht zu informieren, empört sich Corinna Steiger - ein Gast schlägt sogar einen Misstrauensantrag gegen den OB vor. Die Bahn zeige Transparenz, nicht aber die Memminger Stadtverwaltung. „Wir reden im Stadtrat eher über belanglose, informelle Sachen“, bestätigte auch Manfred Bretzel.
"Im Regionalen Dialogforum hat Memmingen also bisher nur eine Stimme", stellte Neudegger fest, "nämlich die des Oberbürgermeisters". Corinna Steiger will sich jetzt dafür einsetzen, dass nun der Bahn-Ausschuss gebildet wird, der 2008 bereits angedacht war.
Das Ergebnisprotokoll des 1. Regionalen Dialogforums Memmingen ist nachzulesen unter: www.abs48.com.