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Mit dem grünen Kaktus durch die Wüste: „Comedian Harmonists Today“ im Stadttheater

veröffentlicht am 09.12.2015

comedian Harmonists Today Sie gackerten, schnatterten und quakten fröhlich um die Wette: Die "Comedian Harmonists Today" beim Weihnachtskonzert der Sparkasse im Stadttheater. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Die besinnliche Dichterlesung, welche die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim in der Vorweihnachtszeit traditionell für ihre treuen Kunden veranstaltet, fiel heuer hochmusikalisch aus. Das Ensemble „Comedian Harmonists Today“ präsentierte Gewichtiges und Gewitztes, Festliches und Unterhaltsames in Wort und Gesang. Das Publikum im gut gefüllten Stadttheater dankte mit reichem Applaus.

„Ich muss heute singen, ich bin heut so froh" - begleitet von ihrem musikalischen Leiter Jörg Daniel Heinzmann am Klavier, machte das Gesangsquintett dem Berliner Ensemble, das 1927 als Comedian Harmonists international bekannt wurde, alle Ehre. Die "Close Harmonies", das Markenzeichen der Vokalmusik ihrer berühmten Vorgänger, beherrschen die Herren meisterhaft, zumal der 1.Tenor Thorsten Henning mühelos in den für den Barbershop-Gesang typischen, hohen Countertenor wechselt, ebenso wie der 2. Tenor Friedmann Hecht.

Neben swingenden Klassikern wie „Ein Freund, ein guter Freund“ und "Ich wollt ich wär ein Huhn“ stimmen die Sänger auch traditionelle Weihnachtslieder an, denen die an wohligem Klang und Melodik orientierte Stimmführung der Arrangements einen besonderen Reiz verleiht. Dabei beherrschen die sechs Künstler, die sich 2004 in Berlin zusammengefunden haben, alle Spiel-und Tonarten: Warm intonierte Festlichkeit wechselt sich mühelos ab mit fetzigen, parodistischen Liedern wie das vom „kleinen Finkenhahn“. Dabei piepen, gackern, schnattern und quaken die Herren im Frack in schönster komödiantischer Manier flügelschlagend um die Wette - mit viel Sinn für den Unsinn, für den vor allem Thomas Winter als Tenor buffo zuständig ist.

Die Sänger mit Alexander Franzen, Bariton, ahmen nicht nur Tierstimmen nach, sie imitieren zur Gaudi des Publikums auch ganze Orchester und haben ansteckend viel Freude an dem, was sie tun.

Josef stand im Rampenlicht

Josef Johannes Schwärsky ließ den Maria angetrauten Josef zu Wort kommen.

Roter Faden und Leit- oder besser: Leid-Motiv des Abends war der biblische Josef. Dem Mann der jungfräulichen Maria und Stiefvater Jesu, ein bislang sträflich vernachlässigter Protagonist der Weihnachtsgeschichte, widmeten die "Comedian Harmonists Today" ihr Konzert. Bass-Sänger Johannes Schwärsky vervollständigte den Vortrag einer modernen Weihnachtsgeschichte mit Betrachtungen aus Josefs Sicht. Und diese waren nicht immer schmeichelhaft in Bezug auf dessen vom Heiligen Geist geschwängertes Eheweib. "Als alter Witwer war ich wohl der richtige Kandidat für eine jungfräuliche Ehe“, moniert Josef, der zudem noch völlig unverschuldet  "ins Visier der Staatssicherheit" unter Herodes gerät.

Seine Beschreibung der mühsamen Suche nach einem „Krippenplatz“ für die Geburt Jesu wird ergänzt durch einen Auszug aus der kommunalen Krippenverordnung. Zwischen Josefs Klage und büroratischen Erörterungen kommt auch immer wieder die Bibel zu Wort. Abwechselnd und mit einem rosa Heiligenschein über dem Kopf tragen die Sänger Texte aus den Evangelien vor. Nicht gerade respektvoll, doch das Publikum erfreute sich am augenzwinkernden Humor der Truppe. Das Lied „Ali Baba“ war ein Höhepunkt urkomischer Gruppendynamik. Und die traumatische Krawane durch die Wüste ("vor einer Reise in den Gazastreifen wird gewarnt") endete - wie sollte es anders sein - beim "kleinen grünen Kaktus".

Und die Moral von der Geschicht': "Wenn wir unseren Braten essen. lasst uns den Josef nicht vergessen!"