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"Stolpersteine" erinnern an Memminger Opfer des Nazi-Regimes

veröffentlicht am 02.07.2014

Einstein Die Ehepaare Louis und Selma Einstein sowie Jakob und Gerta Einstein wohnten in der Zangmeisterstraße 24, bevor sie 1942 nach Piaski (Polen) deportiert wurden. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Anhalten sollen die Passanten und sich verbeugen, wenn sie die Inschriften auf den Messingtafeln der Stolpersteine entziffern. Aufmerksamkeit, Anteilnahme und eine respektvolle Geste - das wünscht sich der Kölner Künstler Gunter Demning für die Opfer des Nazi-Terrors, denen er europaweit bereits 47.000 Steine  gewidmet hat. Jetzt haben die ersten sieben Steine auch in Memmingen ihren Platz gefunden.

Demning Gunter Demning verlegt die ersten Stolpersteine vor der Elefantenapotheke.

Etwa 40 Bürger und Stadträte trotzten dem starken Regen und verfolgten die Verlegung der Gedenksteine, die Gunter Demning, Künstler und Initiator des Projekts, vor den Augen der Zuschauer zelebrierte. Sieben Stolpersteine mit Gedenktafeln aus Messing, in die Namen, Lebensdaten und die Stätten der Ermordung der jüdischen Mitbürger eingraviert sind, die aus ihrer Heimatstadt Memmmingen in Konzen-trationslager verschleppt und ermordet wurden.

Die ersten sieben Steine sind Julius und Regina Kornelie Guggenheimer (Kalchstraße 8), Alfred Guggenheimer (Herrenstraße 7) und den Ehepaaren Gerta und Jakob sowie Louis und Selma Einstein (Zangmeisterstraße 24) gewidmet. Weitere an die 100 Steine sind vorgesehen - jedes der Memminger Nazi-Opfer soll bedacht werden und, zumindest symbolisch, einen Platz nahe des Hauses bekommen, wo er oder sie zuletzt gewohnt hat.

Aus England reisten Enkel und Urenkel von Julius und Regina Kornelie Guggenheimer  zur Verlegung der Stolpersteine an: Nick Grant mit seiner Frau Sarah und den erwachsenen Kindern Ben, John, Adam und Hannah. Gemeinsam sprachen sie Gebete für die Verstorbenen.

Die Europa-Abgeordnete Barbara Lochbihler las vor dem Haus von Alfred Guggenheimer in der  Herrenstraße 7 aus ihrem Buch "Die Allgäuerinnen" vor. Ein Kapitel darin ist seiner Familie gewidmet. Die Schilderung des tragischen Endes des Mannes, der erst alle Besitztümer verlor (sogar sein Verdienstkreuz aus dem Ersten Weltkrieg wurde versteigert) und dann sein Leben, berührte die Umstehenden sichtlich.

"Dunkelste Jahre der Stadtgeschichte"

Beim anschließenden Empfang im Rathaus dankte Holzinger allen Beteiligten für ihren Beitrag zur Aufarbeitung "der dunkelsten Jahre der Stadtgeschichte".

Die Verlegung der ersten sieben Steine seien lediglich ein "erster Schritt", erklärte Helmut Wolfseher, Vorsitzender des Vereins "Stolpersteine in Memmingen", der im Sommer 2013 gegründet wurde.

Nick Grant, Enkel von Julius und Regina Guggenheimer, sprach von einer "sehr emotionalen Reise". Er habe hier in Memmingen viel über seine Großeltern erfahren, Dinge, über die sein Vater nie gesprochen habe. Er bedankte sich für den Einsatz aller Initiatoren, die einen Ort des Erinners geschaffen haben - auch im Namen seiner  Tante Lotte Lore Michaelis, die am 15. November 1913 im ersten Stock der Elefanten-Apotheke geboren wurde. Für die 100-Jährige sei die Reise von England nach Deutschland zu beschwerlich gewesen, erklärte Grant. (Dolmetscher war ein Freund der Familie Grant, Julian Titze aus Memmingen).

Wer den Verein "Stolpersteine in Memmingen" unterstützen möchte, erreicht Helmut Wolfseher unter der Mobilnummer 0170- 2661373.

Weitere Informationen im Internet unter www.stolpersteine.eu