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Suchtprävention bei Jugendlichen – Fliegenpilz e.V. lädt ins Landratsamt Unterallgäu ein

veröffentlicht am 01.12.2014

 Bildtext: Brigitte Grenzstein, 1. Vorsitzende Fliegenpilz e.V., Ursula Hiller, Suchtpräventionsfachkraft der PSB Memmingen, Referent Heribert Holzinger, Ulrike Klotz, Abteilungsleiterin im Landratsamt und Waltraud Rehm, Leiterin der PSB Memmingen und 2. Vorsitzende Fliegenpilz e.V. Foto: awo
Bildtext: Brigitte Grenzstein, 1. Vorsitzende Fliegenpilz e.V., Ursula Hiller, Suchtpräventionsfachkraft der PSB Memmingen, Referent Heribert Holzinger, Ulrike Klotz, Abteilungsleiterin im Landratsamt und Waltraud Rehm, Leiterin der PSB Memmingen und 2. Vorsitzende Fliegenpilz e.V. Foto: awo

Mindelheim (dl).  - Mehr als 50 Fachkräfte aus den Bereichen Jugend- und Sozialarbeit, Jugendhilfe und -arbeit sowie Schulen waren auf Einladung des Vereins Fliegenpilz und der Psychosozialen Beratungsstelle (PSB) der AWO Memmingen in das Landratsamt nach Mindelheim gekommen, um bei einem Referat mit dem Thema „Rausch und Risiko – Jugendliche in ihrer Risikokompetenz stärken“ neue Ansätze zu erfahren und sich auszutauschen.

Den Veranstaltern war es gelungen Heribert Holzinger, Trainer für Suchtprävention und Erlebnispädagogik aus München, für diese informative wie auch bewegte Fortbildung zu verpflichten.

Brigitte Grenzstein, erste Vorsitzende von Fliegenpilz e.V. und Vorsitzende Richterin in Memmingen, verwies bei ihrer Begrüßung darauf, dass ihr Verein in Zusammenarbeit mit der PSB schon seit 1991 in der Drogen- und Alkoholprävention aktiv ist. Ulrike Glotz, Abteilungsleiterin im Landratsamt und Vertreterin von Landrat Hans-Joachim Weirather, Schirmherr der Veranstaltung, erwähnte die zahlreichen Aktivitäten des Landkreises Unterallgäu im Bemühen um die Zurückdrängung des Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen.

Gleich zu Beginn seines Vortrages zeigte Referent Holzinger die Entwicklungsstadien in der Jugendzeit auf. Jugendlichen ist es wichtig, ihren Platz in der Gruppe der Gleichaltrigen zu finden. Das geht einher mit der allmählichen Loslösung vom Elternhaus. Junge Leute befinden sich auf der Suche nach Identität und dem Aufbau eines eigenen Werte- und Normensystems. Dabei werden junge Menschen mit Alkohol und anderen Rauschmittel konfrontiert, die für sie ein Ausdruck sind, an der Erwachsenenkultur teilzuhaben. Alkohol ist in dieser Phase für viele Jugendlichen wichtig, da er die Gemeinschaftsbildung fördert, indem er gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse schafft. Sehr oft entsteht aus diesen Verhaltensweisen eine riskante Situation. Was also tun? Den Alkohol für Jugendliche ganz verbieten? Abschreckende Geschichten über den Gebrauch von Rauschmitteln erzählen? „Allein Abschreckung hat Jugendliche noch nie vom Trinken abgehalten, das beweisen Forschungen aus der Alkoholprävention“, so der Fachreferent Holzinger. Wir als Pädagogen und Pädagoginnen müssen mit den Jugendlichen das riskante Verhalten reflektieren. Denn nur so können die jungen Menschen aus ihrer Rausch- und Risikosituation Erfahrungen sammeln, die für ihren weiteren Lebensweg nützlich sind. „Lernen geschieht vor allem dann, wenn Jugendliche ihre eigenen Erfahrungen überdenken und daraus ihre Schlüsse ziehen. „Aufgabe der Suchtprävention ist es daher, die Jugendlichen in ihrer Risikokompetenz ernst zu nehmen“, fordert Holzinger die anwesenden Sozialpädagogen und Lehrer auf. Denn nur dann entsteht aus Rausch und Risiko nicht Gefahr und Sucht.

„Wie sollen wir mit der Risikobereitschaft der Jugendlichen umgehen“, fragen sich zu Recht diejenigen, die erzieherische Verantwortung übernommen haben. Holzinger erklärte, dass es früher in allen säkularisierten Kulturen Initiationsriten gab. Dabei geht es um das Erfahren von Grenzsituationen, die jungen Menschen meistern müssen. Sie zeigen, dass sie den Schwierigkeiten des Lebens gewachsen sind und werden befähigt, ihren Platz in der Erwachsenenwelt mit allen Rechten und Pflichten einzunehmen. Unseren Jugendlichen heute fehlen diese Initiationsriten, das Bedürfnis Grenzsituationen zu erleben ist aber geblieben. Den Jugendlichen heutzutage bleibt nichts anderes übrig, als diese Grenzerfahrung durch Mutproben, Risikosportarten oder durch riskanten Drogen- oder Alkoholkonsum zu erleben. Dadurch wird der erste Alkoholkonsum oftmals zum Initiationsritus, zum Eintritt in die Welt der Erwachsenen umfunktioniert. Zum Schluss forderte Holzinger die anwesenden Fachleute auf, den Jugendlichen Risikosituationen zuzutrauen, sie dabei aber zu begleiten. „Sie haben die Aufgabe, das Risikoverhalten der Jugendlichen zu kultivieren, Vorbild in Rausch und Risikosituationen zu sein und durch Aufklärung über unbekannte Gefahren die Jugendlichen zu schützen.“