„Die Lage ist tatsächlich ernst“

Ein Gespräch mit Gesundheitsamtsleiterin Dr. Daniela Schönhals

veröffentlicht am 27.11.2020

Die Leiterin des Memminger Gesundheitsamtes, Dr. Daniela Schönhals, sprach mit Lokale-Herausgeber Wolfgang Radeck über die momentane Lage. Foto: Radeck

Memmingen (dl/rad). Das Gesundheitsamt dürfte momentan eine der am meisten beschäftigen Behörden in Memmingen sein. Vermehrter Aufwand in der Pandemie und die daneben anfallenden Arbeiten haben die Beschäftigten an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gebracht.

Wir haben uns mit der Leiterin des Memminger Gesundheitsamtes, Dr. Daniela Schönhals, über die momentane Lage unterhalten:

Frau Schönhals, die Pandemie hat uns weiter fest im Griff. Allerdings scheint die Akzeptanz für die Maßnahmen der Politik und insbesondere der Behörden zu schwinden. Zumal ein Großteil der Infizierten keine oder nur geringe Symptome zeigt. Wie sehen Sie als Medizinerin die aktuelle Lage? Ist sie wirklich so ernst oder sind die Maßnahmen mitunter zu heftig?

Die Lage ist tatsächlich ernst, die Kliniken und vor allem die Intensivstationen füllen sich zunehmend mit Corona-Patienten. Ich halte die Maßnahmen für nötig, da die Erfahrungen gezeigt haben, dass sich viele Menschen zu wenig bzw. nicht ausreichend an Empfehlungen halten.

Sie und Ihre Mitarbeiter im Memminger Gesundheitsamt sind momentan gefordert. Personell ist aufgestockt worden, wie hat sich die Zahl der MitarbeiterInnen verändert? Wie ist die Platzsituation?

Wir haben zusätzliche Räume im Nebengebäude und in einem Bürocontainer erhalten, aktuell sind wir knapp 30 Mitarbeiter, d.h. dreimal soviel wie vor der Pandemie. Wir haben drei feste Teams, die alle selbstständig und räumlich getrennt in verschiedenen Gebäuden arbeiten. Damit stellen wir sicher, dass wir immer einsatzbereit sind.

Worin besteht die Hauptaufgabe des Gesundheitsamtes? Sind es eher Kontaktverfolgungen oder die Corona-Tests? Wie sieht es mit der Überwachung der Quarantäne aus?

Die Ermittlung der Quellfälle sowie die Kontaktpersonennachverfolgung inklusive Testung nehmen den größten Teil der Arbeit ein. Selbstverständlich werden aber auch die Kontaktpersonen, die sich in Quarantäne befinden, regelmäßig von uns kontaktiert.

Sehr umstritten sind die Maßnahmen an und in den Schulen bzw. Kitas. Wie ist hier die Erfahrung des Memminger Gesundheitsamtes? Stecken sich Kinder an, sind Lehrkräfte wirklich so gefährdet?

Es gibt sowohl Indexfälle unter den Kindern wie auch unter den Lehrern. Zuletzt war eine Kita in Memmingen betroffen.

Wie unterstützend bzw. beratend kann das Gesundheitsamt der Stadt zur Seite stehen? Sind hier überhaupt Spielräume vorhanden? Es hat ja mal geheißen, die Maßnahmen könnten auch lokal und regional gesteuert werden.

Spielräume gibt es keine nennenswerten. Seit September hat Memmingen hohe Infektionszahlen und ist damit „dunkelrot“. Die damit verbundenen Maßnahmen waren bzw. sind vorgegeben

Zu guter Letzt die Frage zu Weihnachten: Wie, denken Sie, können wir heuer Weihnachten feiern? Dürfen die Eltern und Großeltern besucht werden, insbesondere in den Senioren- und Pflegeheimen?

Ehrlich – das ist ganz schwierig. Wir wissen nicht, wie die Zahlen sich entwickeln. In einer Pandemie ist es nahezu unmöglich vorherzusagen, was in vier bis sechs Wochen sein wird.