"Memmingen - home of comedy“

Beißender Spott beim Politischen Aschermittwoch des CRB

veröffentlicht am 07.03.2019

Kesse Einlage der "jungen Wilden" des CRB: Als Bauern des Umlandes treffen sich Sebastian Dörr, Harald Miller, Thomas Mayer und Nicolas Schnür (von links) zu einem kreativen Brainstorming, um närrische Zwölf Bauernartikel zu formulieren. Fotos: A. Sonnleitner

Memmingen (as). Der Stadtrat als „schwankendes Schiff“ in einem Oberzentrum, das rückwärts rudert, dieses Bild malt der Christliche Rathausblock auf seinem Politischen Aschermittwoch im Hotel Rohrbecks. Im Mittelpunkt stand der scharfsichtige „CRB-Beobachter“, der die Brennpunkte der Stadtpolitik in den Fokus seines Fernglases rückte.

Etwa 40 CRB-Mitglieder und Gäste konnte der Vorsitzende Christoph Steinlehner im Hotel Rohrbecks begrüßen, bevor er das Mikrofon an den traditionellen „CRB-Beobachter“ weiter reichte - beziehungsweise an seinen Stellvertreter Wolfgang Courage, denn Heribert Guschewski musste sich indes mit Grippeviren auseinandersetzen.

Nicht ohne Selbstironie beschreibt Guschewski in seinem Gedicht, was für "närrische Sachen" in Memmingen („home of comedy“) aus der Sicht des CRB seit der letzten Fasnacht passiert sind. In wilden Schüttelreimen deckt er die Ungereimtheiten der Stadtpolitik auf.

„Plötzlich war Ikea weg“

Wolfgang Courage tritt als „CRB-Beobachter“ auf.

Da reimt sich das im Wahlkampf noch beschworene „Bürgerbüro“ auf „nirgendwo“ und der „Schreck“ auf „plötzlich war Ikea weg“: Nach 400 Jahren hätten die Schweden wieder mal vor Memmingens Toren gestanden und - anders als damals - waren sie höchst willkommen, doch zogen sie aus freien Stücken wieder ab. Vielleicht schreckte sie die "berüchtigte Memminger Liste?", spekuliert der Beobachter, der dem Oberzentrum Memmingen eine konstant rückwärts gerichtete Marschrichtung attestiert.

Oder auch Stillstand wie beim Aufreger-Thema „Weinmarkt“, das mittlerweile "sanft entschlafen" sei, während der "seltsame Brunnen" dort Feinstaub und Abgase von täglich 6.000 Fahrzeugen vernebele - für Memmingen kein Thema!

Erfrischendes Nass genießen auch die Tauben, die - zumindest bislang - auf dem Schrannenplatz "Badeurlaub" mit Futter-Vollpension machen. Ein Taubenfütterungsverbot soll ja nun verhindern, dass das Kleinvieh weiter Mist macht.

Vom Tauben-Hamam ging‘s zur Bäderfrage, mit der die Memminger sich ihren Berliner Flughafen geschaffen hätten.

„Alles andere als schick“

Großes Augenmerk richtete der CRB-Beobachter auf die „unendliche Geschichte“ vom Bahnhofsquartier, die durch das Bürgerbegehren "Zukunftsfähiges Bahnhofsareal – Wir fordern Mitbestimmung!" nun vermutlich neu geschrieben werden muss. „Alles andere als schick“ hätten Ankommende in Memmingen nun weiter „die Ruinenstadt im Blick“, mokiert sich der CRB-Klarseher über das „grausige Gelände“ und den „vergammelten ZOB“. Weitere Unbillen und Baustellen stechen dem Fernglasträger ins Auge wie die Hurrenstraße („das längste Ärgernis im Land“).

Der "Brexit" des Landkreises

Mit dem Geziehe und Gezerre der Engländer um den Brexit vergleicht der kritische Beobachter den „Verhandlungspoker“ um die Kliniken-Fusion. Durch den gemeinsamen Vorstoß der „Vierer-Fusionspartei“ CSU/ÖDP/FW/GRÜNE für eine 50:50 Regelung ist der Weg nun frei für die nächste Runde - „aber einen gescheiten Straßenneubauplan braucht der Landrat dann, damit jeder Kranke von Mindelheim nach Kempten gefahren werden kann!“, reimt der Beobachter sich spöttisch zusammen.

Natürlich bekommen auch die politischen Mitbewerber ihr Fett ab: Die ÖDP-Fraktion stellt der Fernglasträger als notorische Projektverhinderungspartei dar und die bayerische SPD tauge nur noch für den Artenschutz.

Mit einem schrägen Blick von Memmingen aus auf Europa schließt die Beobachtungszeit zyklusgemäß ab.

Bauerntheater mit den "jungen Wilden"

Im Anschluss an die traditionelle Speisung der Mitglieder und Gäste mit Kässpatzen setzen sich "die jungen Wilden" des CRB, Sebastian Dörr, Harald Miller, Thomas Mayer und Nicolas Schnür, fesche Hüte auf. In einem amüsanten Brainstorming durch die Memminger Themenlandschaft schreiben sie so ganz nebenbei die Zwölf Bauern Artikel um.

Die Memminger Allgallier

„Wir befinden uns im Jahr 2019 nach Christus. Ganz Deutschland hat schon schnelles Internet, einen Ikea und ein Schwimmbad… - Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Allgäuern bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Neuerungen Widerstand zu leisten“, begann das Bauerntheater, mit dem die vier Spaßvögel zur Gaudi des Publikums die Memminger Allgäuer zu Galliern machten.

Das Ergebnis waren zwölf wahrhaft närrische und zünftige „Bauernregeln zu Memmingen“, die unter anderem ein "Retro-Ganzjahresbad" bis 2030 und ein CRB-Monopol im Stadtrat festschreiben und das Bahnhofsareal zum "schwedischen Swingerclub" umfunktionieren.