„Nach dem Jahrmarkt ist vor dem Jahrmarkt“

Was hinter den Kulissen so alles zu tun ist

veröffentlicht am 20.09.2019

Freuen sich auf den Jahrmarkt im Oktober: Ordnungsamtsleiter Michael Foit und Marktmeister Wolfgang Joachim. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Seit über 500 Jahren gibt es ihn: der Memminger Jahrmarkt ist eine der bedeutendsten Traditionsveranstaltungen im Städtle. Etwa 150.000 Besucher lockt der größte Innenstadtjahrmarkt Süddeutschlands, der heuer vom 12. bis 20. Oktober seine Zelte aufschlägt, jedes Jahr in die Maustadt. Die Lokale sprach mit Ordnungsamtsleiter Michael Foit und Marktmeister Wolfgang Joachim über die Organisation des beliebten Herbstfestes.

„Nach dem Jahrmarkt ist vor dem Jahrmarkt“ - und das ist noch untertrieben: „Uns liegen jetzt bereits Bewerbung für 2020 vor“, freut sich Wolfgang Joachim über die große Nachfrage. Bis 30. November des Vorjahres können sich Schausteller für den Memminger Jahrmarkt bewerben. Jede der etwa 500 Bewerbungen wird geprüft. „Vor allem das Sortiment muss stimmen, es soll schließlich für jeden was dabei sein von familienfreundlichen Fahrgeschäften bis zu den wilderen Geräten für die Adrenalinjunkies“, erklärt Joachim lächelnd.

Größtenteils sind es Stammkunden, die jedes Jahr wieder ihren Platz buchen - zu lange trödeln sollte man nicht, denn es gibt nur acht Plätze für große Fahrgeschäfte. „Die Plätze werden vorher genau vermessen und markiert“, informiert der Marktmeister.

Etwa 90 Buden und Fahrgeschäfte

Insgesamt unterhalten den Jahrmarktbesucher etwa 90 Fahrgeschäfte, Losbuden, Spiel- und Imbissstände - darunter auch sehr traditionelle, wie das Märchenkarussell oder der Wiener Eispalast, den es schon seit über 100 Jahren gibt.

Sehr gut besucht ist auch der Memminger Krämermarkt. Er zählt zu den qualitativ besten in Deutschland und ist mit 120 Ständen gut bestückt. „Allerdings werden die Beschicker immer älter, der ‚Billige Jakob’ zum Beispiel hat schon gut 90 Lebensjahre auf dem Buckel, und gute Nachfolger sind schwer zu finden“, erklärt Joachim. „Ich schaue mir die Krämermärkte in ganz Deutschland an und lade gute Stände nach Memmingen ein. So sind auch im letzten Jahr wieder Neue hinzugekommen.“

Für den Jahrmarktbesucher unsichtbar, gibt es hinter den Kulissen alle Hände voll zu tun: Zum Beispiel muss das städtische Bauamt die vom TÜV regelmäßig kontrollierten Fahrgeschäfte abnehmen und alle Details kontrollieren, beispielsweise, ob die Treppenhöhe stimmt.

Immenser Energiebedarf der Schausteller

Ohne Energie geht nichts. Besonders die größeren Fahrgeschäfte haben einen gewaltigen Strombedarf. „Hierfür gibt es über 20 teilweise stationäre Anschlusspunkte“, erläutert der Marktmeister. Der Gesamtstromverbrauch liegt bei 100.000 kWh (im Vergleich: ein Einfamilienhaus braucht 3.500 kWh im Jahr). „Die Schausteller haben immense Kosten“, informiert Michael Foit: Der „Top Spin“ zum Beispiel kostet allein 3.000 Euro Wasser und Strom – dazu kommen Transportkosten, Platzgebühren und Mitarbeitergehälter.“ Auch Letztere gilt es unterzubringen - in Wohnwägen auf der Grimmelschanze, am Kaisergraben oder auf dem St.-Josefs-Kirchplatz. „Die größte Herausforderung sind die Strom- und Wasseranschlüsse“, erklärt Joachim.

Einer der besten und beliebtesten Märkte

Zum Lohn für all die Fürsorge gibt es viele positive Rückmeldungen: Memmingen zählt von der Betreuung her zu den besten und damit beliebtesten Jahrmärkten. „Wir machen sehr viel für die Schausteller, sie können mit allen Problemen zu uns kommen“, so Joachim.

Umfassendes Sicherheitskonzept

Für Jahr- und Krämermarkt wird ein umfassendes Sicherheitskonzept erstellt. Zusammen mit Bauhofmitarbeitern und Polizei kontrolliert Joachim vor Beginn des Volksfestes noch einmal, ob alles ordnungsgemäß umgesetzt wurde. Auch während des Jahrmarkts sind Polizisten in Uniform und Zivil sowie Sanitäter vor Ort, um Gesundheit und Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Unfälle gab es selten: „1985 brannte mal ein Stand“, erinnert sich Michael Foit, „und vor zwei Jahren hatten wir einen Fall von Vandalismus, das ist alles“.

"Die Menschen hier leben den Jahrmarkt"

Die Kosten für die Jahrmarktswoche siedelt Joachim im niedrigen sechsstelligen Bereich an. „Natürlich sprechen wir uns mit dem Stadtrat bzw. mit dem Marktreferenten Wolf Spitz ab, bevor wir im Januar mit der endgültigen Planung beim Oberbürgermeister vorsprechen“, so Foit.

Und wenn dann endlich alles fertig ist, dann geht’s ans Feiern: „Die Menschen hier leben den Jahrmarkt und die Anwohner ziehen mit, das ist ganz toll“, freut sich Wolfgang Joachim.