„Noch größere Anstrengungen unternehmen“

SPD Generalsekretär Lars Klingbeil zu Gast in Memmingen

veröffentlicht am 21.09.2018

Lars Klingbeil (2. von rechts) beim Pressegespräch mit der Listenkandidatin Susanne Friedrich-Scheuerl, der Bezirkstagskandidatin Petra Beer und David Yeow (von links). Foto: Radeck

Memmingen (we/rad). Mit dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil konnten die Memminger Sozialdemokraten einen hochkarätigen Gast in der Maustadt begrüßen. Der SPD-Politiker, der dem konservativen Seeheimer Kreis angehört, informierte sich in einem eigens organisierten Stadtrundgang über den sozialen Wohnungsbau in Memmingen.

Klingbeil wollte und konnte  durchaus interessante Informationen für den "Wohngipfe" im Kanzleramt mitnehmen. Insbesondere die innenstädtische Lösung mit bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum der Siebendächer Baugenossenschaft hob der Gast lobend hervor. Zudem besichtigte der Generalsekretär die MEWO Baustelle am Rübezahlplatz (hier entstehen 37 Wohneinheiten), die Dobelhalde sowie in der Innenstadt das Neubauareal Rotergasse und die Krautgasse mit den dort entstandenen barrierefreien Wohnungen.

"Wer keine Wohnung hat, wird hier auch nicht arbeiten"

Im anschließenden Pressegespräch mit dem Memminger SPD-Vorsitzenden und Direktkandidaten David Yeow wurde die Wohnsituation in Memmingen angesprochen. Yeow erklärte, dass diese hier sehr angespannt sei. Seiner Meinung nach sollten gerade Menschen, die weniger mobil sind, in der Innenstadt leben, was im Sinne der „Teilhabe“ behinderter Menschen sei.

Das größte Problem liege allerdings in der Verfügbarkeit von bebaubaren Flächen gerade in den Innenstädten, erklärte Yeow dem SPD-Generalsekretär. Ebenso problematisch seien die extrem hohen Baulandpreise im Zentrum Memmingens. Er spannte den Bogen und erklärte, dass dies auch einer der Faktoren sei, um Fachkräfte oder überhaupt Arbeitskräfte zu finden. „Wer keine Wohnung hat, wird hier auch nicht arbeiten“, so der Memminger Sozialdemokrat. Hilfreich wären kostenfreie Kindertagesstätten, regt SPD-Vorsitzende an. "Diese Maßnahme wäre sozial und würde die Familien entlasten." Das eingesparte Geld könne dann direkt in die Wohn- bzw. Mietkosten einfließen.

Außerdem bezeichnete Yeow die Elektrifizierung der Bahnstrecke von München als "zweischneidig". Zum einen sei dies eine große Chance für die Region, andererseits würden alle Gemeinden an der Bahnlinie für Pendler attraktiver. Im Zuge dessen erwartet Yeow steigenden Wohnbedarf und damit auch steigende Wohnkosten.

"Der Bund ist gefragt"

Generalsekretär Klingbeil erkannte zum Thema „fehlende Bauflächen“ Parallelen zu vielen Kommunen. Der Bund sei gefragt, den Sozialen Wohnungsbau noch mehr zu unterstützen, es müssten größere Anstrengungen unternommen werden.

Seehofers Entscheidung eine Provokation

Aufgrund einer wichtigen Telefonkonferenz zum bundespolitischen Krisenthema „Maaßen“ konnte Klingbeil erst mit einer halbstündigen Verspätung am Pressegespräch in Memmingen teilnehmen. Er nahm zur aktuellen Diskussion um den Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen kurz Stellung und bezeichnete Seehofers Personalentscheidung als Provokation, er wolle bewusst Schaden anrichten. Ein Innenminister könne jedoch selbst entscheiden, wen er als Staatssekretär einstellen möchte. Die SPD habe die Koalition nicht wegen dieser Entscheidung platzen lassen wollen und sei den Kompromiss darum eingegangen.