Wenn die Lunge der Kleinen pfeift

Neuer Kinderklinik-Chefarzt informiert über Ursachen und Therapieoptionen bei Asthma

veröffentlicht am 29.04.2018

Der neue Kinderklinik-Chefarzt Prof. Dr. David Frommhold klärte jetzt Patienten und ihre Angehörigen über die Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Asthma auf. Foto: Ralph Koch

Memmingen (dl). Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Rund zehn Prozent aller Jungen und Mädchen leiden an der entzündlichen Atemwegserkrankung, wie der neue Kinderklinik-Chefarzt Prof. Dr. David Frommhold jetzt bei einer Informationsveranstaltung am Klinikum Memmingen vor Patienten und Angehörigen erklärte.

Wie beklemmend und Angst einflößend sich ein Asthmaanfall anfühlen muss, zeigt Chefarzt Prof. Dr. Frommhold gleich zu Beginn der Veranstaltung anhand eines eindrücklichen Beispiels: Eine Minute lang mit zugehaltener Nase durch einen Strohhalm ein- und ausatmen. Schon nach kurzer Zeit kommt es zu Atemnot. Viele der rund 50 Anwesenden halten dieses Experiment nicht durch und müssen vorzeitig abbrechen. Nach dem Test geht ein erleichtertes Aufatmen durch den Veranstaltungssaal.

Das Experiment kann schnell beendet werden indem man den Strohhalm absetzt. Asthmapatienten dagegen benötigen bei einem Anfall Notfallmedikamente, damit sich die Atemwege wieder erweitern und sie ungebremst Luft bekommen.

„Feuerlöscher“ und „Brandschutz“

Dabei spielen laut Frommhold zwei Arten von Medikamenten eine Rolle: Sogenannte „Feuerlöscher“, wie sie der Chefarzt nennt, für akute Notfälle. Und als Dauertherapie – auch in beschwerdefreien Momenten – einen „Brandschutz“. Dieser unterdrückt die Entzündungsbereitschaft der Atemwege und wirkt damit gegen die Ursachen der Asthmaerkrankung, also gegen die Schwellung, Schleimbildung und chronische Entzündung der Bronchien.

Dabei sind laut Frommhold Cortison-Sprays die wirksamsten „Brandschutz“-Medikamente, um einem Asthmaanfall langfristig vorzubeugen. Nebenwirkungen solcher Sprays wie Heiserkeit und Pilzbefall der Mundschleimhaut könnten vermieden werden, indem man nach Benutzung des Sprays den Mund ausspült, die Zähne putzt und gegebenenfalls etwas isst.

Cortison-Spray bei Kindern

Kinder sollten außerdem beim Inhalieren unbedingt einen sogenannten Spacer (Vorkammer) verwenden, damit nur eine sehr geringe Menge an Cortison in den Blutkreislauf und damit in den Körper gelangt. Aus dem Publikum kommt die Frage, ob das Cortison das Wachstum der Kinder hemmt. Dies sei bei einem Cortison-Spray bei richtiger Anwendung in der Regel nicht der Fall, antwortet Frommhold. Nur bei einer langfristigen Einnahme von Cortison-Tabletten könne es zu einer Wachstumshemmung kommen. Allerdings sollte eine regelmäßige Einnahme von Cortison-Tabletten bei Kindern vermieden oder nur bei sehr schwerem Asthma angewendet werden.

Wegbereiter des Asthmas seien beispielsweise Rauchen in der Schwangerschaft, rauchende Eltern oder schwere Virusinfektionen wie beispielsweise das sogenannte RS-Virus (Respiratory-Syncytial-Virus), das vor allem im ersten Lebensjahr die Lunge der Säuglinge angreifen kann. Auch eine reichliche Allergenbelastung in der Wohnung, beispielsweise durch Hausstaubmilben oder Katzenhaare, könne die Ausbildung der Erkrankung fördern. „Andererseits ist aber auch eine übertriebene Hygiene nicht sinnvoll“, so Frommhold.

Warnzeichen für eine mögliche Erkrankung

Warnzeichen für eine mögliche Asthmaerkrankung seien mangelnde Belastbarkeit, nächtliches Husten, häufige Atemwegsinfekte, hörbare Atemgeräusche, Kurzatmigkeit und Atemnot.

Dabei könnten Auslöser für einen Asthmaanfall eigentlich harmlose Substanzen sein, auf die Asthmatiker allergisch, also überempfindlich, reagieren wie beispielsweise Baum- oder Gräserpollen, Tierhaare oder Vogelfedern, Kot von Hausstaubmilben, Sporen von Schimmelpilzen oder bestimmte Nahrungsmittel. Außerdem könnten Atemwegsinfekte, kalte Luft, Tabakrauch und psychische oder körperliche Belastung zu einem Anfall führen. 

Zwischen dem dritten und zehnten Lebensjahr sei Asthma bronchiale die häufigste allergische Erkrankung, so der Chefarzt. „Nichtsdestotrotz können asthmakranke Kinder eine gute Lebensqualität haben, wenn sie mit Medikamenten gut eingestellt sind und die Asthmaauslöser weitgehend vermieden werden.“

Ambulantes Angebot:

Für asthmakranke Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern bietet das Klinikum Memmingen eine ambulante Schulung an, in der die betroffenen Familien mehr über die chronische Erkrankung erfahren und unter anderem das Verhalten in Notfallsituationen üben. Die Schulung findet in kleinen Gruppen an jeweils zwei Wochenenden (Freitagnachmittag und Samstagvormittag) statt.

Nähere Informationen bei Asthmatrainerin Bianca Hefele unter:

Telefon: 08331/960499

Mobil: 0176/34470859

E-Mail: bianca.hefele@klinikum-memmingen.de